Der Amateurastronom Eise Eisinga erlangte Berühmtheit wegen seines Planetariums, das er in seinem Haus im friesischen Franeker gebaut hat. Es gilt heute als das älteste noch funktionstüchtige Planetarium der Welt.
Da er in die Fußstapfen seines Vaters treten und wie dieser Wollkämmer werden sollte, durfte der hochbegabte Eisinga nicht die Lateinschule besuchen. Als Autodidakt vertiefte er sich in die Grundlagen der Mathematik und der Astronomie. Dass er in der Nähe der örtlichen Akademie wohnte, kam ihm dabei sehr zupass.
1774 wurde eine Schrift veröffentlicht, die in Friesland große Panik auslöste. Darin wurde behauptet, die Erde werde aufgrund einer Kollision des Mondes mit einigen Planeten aus ihrer Umlaufbahn geraten. Eisinga wollte beweisen, dass diese Behauptung jeder Grundlage entbehrte, und beschloss, ein maßstabsgetreues Modell des Sonnensystems zu bauen. 1781 war das Planetarium, das er in die Decke seiner Wohnstube eingebaut hatte, fertig.
Wie viele andere seiner Zeitgenossen auch war Eisinga als Anhänger der Aufklärungsbewegung davon überzeugt, dass Wissen dem Menschen und der Gesellschaft zugute kommt. In den Niederlanden, wo es keine allmächtige Kirche und auch keinen souveränen Herrscher gab, nahm das Aufklärungsdenken eine andere Form an als in Frankreich - hier konnten sich nur wenige für die radikalen und antireligiösen Ansichten mancher Philosophen erwärmen. Lieber glaubte man daran, dass Gott es gut mit den Menschen meine und die Dinge zu einem friedlichen und harmonischen Zusammenleben führe. Interessierte Bürger taten sich zusammen und führten naturwissenschaftliche Experimente durch, untersuchten Fossilien, diskutierten gesellschaftliche Probleme und studierten die Himmelskörper.
Bis zum heutigen Tag stellt Eisingas Planetarium den jeweils aktuellen Stand der Planeten dar. Diese bewegen sich nämlich in Echtzeit um die Sonne: Der Merkur benötigt 88 Tage für seine Umlaufbahn, die Erde ein Jahr und der Saturn mehr als 29 Jahre.
Herzstück der Anlage ist ein Pendeluhrwerk mit neun Gewichten. Ein beeindruckendes Räderwerk aus hölzernen Reifen und Scheiben und zehntausend handgeschmiedeten Nägeln, die als Zähne dienen, sorgt dafür, dass jeder Planet die richtige Umlaufgeschwindigkeit hat.
Als König Wilhelm I. 1818 nach Friesland reiste, um das Planetarium zu besichtigen, war er davon so beeindruckt, dass er es für den Staat kaufte. Zehn Jahre später starb Eisinga im Alter von 84 Jahren. In seinem Testament hinterließ er eine Beschreibung der Funktionsweise seines Planetariums.