Das Van-Gogh-Museum in Amsterdam zieht jedes Jahr fast
anderthalb Millionen Besucher an, fast 90 Prozent davon reisen aus
dem Ausland an. Diese Zahlen belegen den Weltruhm des Malers
Vincent van Gogh.
Zu seinen Lebzeiten war van Gogh allerdings völlig unbekannt. Das
Leben des Künstlers war von Unruhe, Liebeskummer und Geldsorgen
geprägt, was ihn letztendlich in den Selbstmord trieb. Erst nach
seinem Tod begann sich die Öffentlichkeit für seine Werke zu
interessieren. Seine kraftvollen, farbenreichen, eigenwilligen
Bilder sind beliebt bei Jung und Alt. Aber auch seine
Lebensgeschichte fasziniert die Menschen. So wurde er zum Inbegriff
des ebenso genialen wie einsamen Künstlers.
Van Gogh wurde 1853 in Zundert im Süden der Niederlande geboren und
bereiste schon in jungen Jahren sein Heimatland und Europa. 1885
entstand sein berühmtes Gemälde "Die Kartoffelesser", ein düsteres
Porträt einer Bauernfamilie. Ein Jahr später ging van Gogh nach
Paris, wo er durch seinen Bruder Theo, einen Kunsthändler, die
Werke der Impressionisten kennenlernte. Ihr unkonventioneller
Umgang mit Licht und Farben war ganz neu für ihn. Auch japanische
Holzschnitte beeindruckten ihn sehr.
1888 mietete er ein Atelier in Arles, das "Gelbe Haus". In einem
Brief an seine Schwester Wil schrieb er, die atemberaubende Natur
Südfrankreichs verlange nach einer ganz neuen Art des Malens, vor
allem nach Farben: Himmelblau, Rosa, Orange, Zinnoberrot, ein
sattes Gelb, Hellgrün, ein helles Weinrot, Violett. Er malte
Landschaften und, weil er sich kein Modell leisten konnte, viele
Selbstporträts.
Für kurze Zeit wohnte der französische Maler Paul Gauguin bei ihm
in Arles, doch schon bald kam es zum Streit zwischen den beiden
Künstlern. Bei einer ihrer Auseinandersetzungen geriet van Gogh so
außer sich, dass er Gauguin mit einem Rasiermesser bedrohte. Kurz
darauf schnitt sich van Gogh ein Stück seines linken Ohres ab. Ob
dies ein Versehen oder volle Absicht war, ist unklar. Einige
Selbstporträts zeigen ihn mit einem Verband über dem Ohr.
Van Gogh litt an einer Nervenkrankheit, die sich zunehmend
verschlimmerte. Er ließ sich vorübergehend in eine psychiatrische
Klinik aufnehmen; in dieser Zeit malte er seine berühmten
Zypressenbilder sowie die "Sternennacht". Am 27. Juli 1890 schoss
er sich in einem Kornfeld in die Brust. Zwei Tage später starb
er.
Heute ist Vincent van Gogh einer der geschätztesten Maler
überhaupt. Seine Werke hängen in Museen auf der ganzen Welt, und es
werden Höchstsummen für sie gezahlt. Das Gemälde "L'Arlésienne",
das Porträt einer Cafébesitzerin in Arles, wurde 2006 in New York
für über 40 Millionen Dollar versteigert - das entspricht etwa dem
Wert eines großen Passagierflugzeugs.